Wir genießen in Deutschland und Europa eine recht gute gesetzliche Absicherung gegen die gefährlichsten Schadstoffe.
Viele Käufer achten immer mehr auf die Einhaltung der Schadstoffgrenzen und auf Nachhaltigkeit und Fairness in der Produktion der Stoffe und Herstellung der Textilien.
Einheitliche Vergabekriterien für ökologische Label im Öko-Textil-Bereich gibt es derzeit nicht. Neben firmeneigenen Öko-Marken im Textilbereich gibt es einige unabhängige Zertifikate, die Ihnen als Verbraucher Sicherheit beim Einkauf geben.
Orientierung bieten zahlreiche Textil-Label mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen, die in der Regel strengere Prüfkriterien und höhere Ansprüche als gesetzliche Vorgaben vorweisen.
Nachfolgend erhalten Sie einen Überblick über die wichtigsten Textilzertifizierungen.
Öko-Tex-Standard: Textilsiegel prüft Schadstoffe in vier Produktklassen
Der Oeko-Tex Standard 100 steht für Textilien, die schadstoffgeprüft sind und durch die Oeko-Tex Institute als gesundheitlich unbedenklich für den Endkonsumenten eingestuft werden.
Initiatoren für die Gründung der Öko-Tex-Gemeinschaft waren die deutschen Hohenstein Institute und das Institut für Ökologie, Technik und Innovation (ÖTI) in Wien.
Heute stehen hinter der Öko-Tex- Prüf- und Zertifizierungsorganisation 16 Textilforschungs- und Prüfinstitute in Europa und Japan. Sie sind in 60 Ländern der Welt vertreten. Schwerpunkt des Öko-Tex-Standards ist die Prüfung von Textilien auf Schadstoffe und die Einhaltung von nationalen oder internationalen Grenzwerten.
Einige Chemikalien in der Textilproduktion können bei einer hohen Konzentration zu einer Gefahr für die Gesundheit werden. Die Einhaltung dieser Schadstoffgrenzen überwacht die Öko-Tex-Gemeinschaft mit weltweit verbindlichen Prüfkriterien, welche auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und ständig parallel zur Forschung und Gesetzgebung weiterentwickelt werden. Die Prüfkriterien nach Öko-Tex-Standard gehen in der Regel über die gesetzlichen Grenzwerte hinaus.
Die OEKO-TEX® Schadstoffprüfungen richten sich grundsätzlich nach dem jeweiligen Verwendungszweck der Textilien und Materialien. Je intensiver der Hautkontakt eines Produkts und je empfindlicher die Haut, desto strengere humanökologische Anforderungen müssen eingehalten werden.
Entsprechend werden vier Produktklassen unterschieden:
- Produktklasse I: Artikel für Babys und Kleinkinder bis zu 3 Jahren (Unterwäsche, Strampler, Bekleidung, Bettwäsche, Frottierwaren etc.)
- Produktklasse II: Hautnah verwendete Artikel (Unterwäsche, Bettwäsche, T-Shirts, Strümpfe etc.)
- Produktklasse III: Hautfern verwendete Artikel (Jacken, Mäntel etc.)
- Produktklasse IV: Ausstattungsmaterialien (Vorhänge, Tischdecken, Polstermöbelbezüge etc.)
Für Heimtextilien wie Kopfkissen, Bettdecken, Matratzenschoner ist es wichtig darauf zu achten, dass die Produkte mindestens ein Zertifikat mit der Produktklasse II haben, noch besser – Produktklasse I.
Der Kriterienkatalog beinhaltet die Prüfung auf:
- Gesetzlich verbotene Substanzen wie beispielsweise krebserregende Azo-Farbstoffe
- Gesetzlich vorgegebene Grenzwerte für Chemikalien wie Formaldehyd, Weichmacher, Schwermetalle und Pentachlorphenol
- Gesundheitsgefährdende, jedoch gesetzlich nicht verbotene Substanzen wie Pestizide, allergieauslösende Farbstoffe und zinnorganische Verbindungen
- Farbechtheit, hautfreundlicher pH-Wert
Wer darf das Label „Textiles Vertrauen“ führen?
Die Voraussetzungen der Zertifizierung sind hoch. Sämtliche Bestandteile, also nicht nur der Stoff selber, sondern auch alle Garne, Knöpfe und Reißverschlüsse müssen die Kriterien erfüllen. Der Hersteller muss einen Antrag mit einer Konformitätserklärung stellen und Muster an eines der Prüfinstitute einsenden. Er verpflichtet sich zudem, dass alle hergestellten und vertriebenen Produkte mit dem zertifizierten Muster übereinstimmen und für die Zertifikatsdauer nicht verändert werden.
Für die Vergabe des Zertifikats muss der Hersteller außerdem ein Audit der Produktion durchlaufen. Dabei durchleuchten die Prüfer die Produktionsabläufe und die Sicherstellung einer gleichbleibend hohen Produktqualität. Erst wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, darf ein Hersteller das Öko-Tex-Label für zwölf Monate führen. Danach ist eine erneute Prüfung notwendig. Neben diesen strengen Voraussetzungen kontrollieren die Öko-Tex-Institute die zertifizierten Produkte durch den Erwerb von Stichproben auf dem Markt.
Alle Produkte Marke Sei Design sind nach OEKO-TEX® Standard 100 Produktklasse 1 zertifiziert.
BSCI: Das Textilsiegel als Verhaltenskodex für den Handel
BSCI gilt als Verhaltenskodex für den Handel
Ähnlich wie der amerikanische WRAP und die Fair Wear Foundation steht im Zentrum der BSCI eine ethische Lieferkette und die Einhaltung international anerkannter Arbeitsschutzrechte. In dem umfangreichen Kriterienkatalog spielt Umweltschutz ebenso eine Rolle. Etabliert wurde das Label vom europäischen Dachverband der Außenhandelsvereinigungen des deutschen Einzelhandels. Damit erklärt sich auch, warum mit ALDI, LIDL, Metro und Deichmann die großen Deutschen Handelsketten, aber auch europaweit viele große Handelshäuser nach diesem Standard arbeiten. Mittlerweile sind es über 1.500 Unternehmen, die zusammen für einen jährlichen Umsatz von über 700 Milliarden Euro stehen.
Die Selbstverpflichtung des Handels orientiert sich beim BSCI an der Industrienorm SA8000, den Arbeitsschutzregeln der International Labor Organisation und den UN Menschenrechten. Wie bei WRAP gehören dazu.
BSCI Code of Conduct listet elf Kriterien für eine ethische Lieferkette auf:
- Koalitionsfreiheit der Arbeitnehmer und das Recht auf Tarifverträge
- Faire Bezahlung
- Sichere und gesundheitlich unbedenkliche Arbeitsumgebung
- Besonderer Schutz junger Arbeitnehmer, Jugendschutzbestimmungen
- Keine Zwangsarbeit
- Ethisches Verhalten auf allen Ebenen bis hin zum Management
- Keine Diskriminierung und gleiche Behandlung aller Arbeitnehmer
- Geregelte Arbeitszeiten nach nationalem Recht
- Keine Kinderarbeit
- Arbeitsverträge nach nationalem Standard
- Vermeidung von Umweltschäden
Mit bisweilen allgemeinen Formulierungen sollen die dem BSCI beigetretenen Unternehmen dafür sorgen, dass diese Kriterien über die gesamte Lieferkette, also auch für Zulieferer und Rohstofflieferanten in der Landwirtschaft Bestand hat.
GOTS Textilsiegel setzt hohe ökologische und soziale Standads
GOTS setzt hohe ökologische und soziale Standards
Der Global Organic Textile Standard (GOTS) ist als einer der weltweit führenden Standards für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern anerkannt. Auf hohem Niveau definiert er umwelttechnische Anforderungen entlang der gesamten textilen Produktionskette und fordert gleichzeitig die Einhaltung von Sozialkriterien.
Der Global Organic Textile Standard wurde 2002 von vier renommierten Textilverbänden gegründet: Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN), Deutschland, Soil Association (SA), England, Organic Trade Association (OTA), USA, Japan Organic Cotton Association (JOCA). Die Mitglieder bündeln ihre Expertise in der ökologischen Landwirtschaft sowie der umweltverträglichen und sozial verantwortlichen Textilverarbeitung. Zusammen mit anderen internationalen Stakeholder-Organisationen und Experten definieren sie die Standards, die seit 2014 in der vierten Version vorliegen.
Nur für Textilien aus öko- und sozialverträglicher Produktion:
- Dieses Label bestehen nur Textilprodukte, deren Textilien mindestens zu 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen
- Die Unternehmen müssen nachweisen, dass ihre Rohstoffe aus nachhaltiger Landwirtschaft kommen, die auf den Einsatz toxischer und schwer abbaubarer Pestizide sowie Düngemittel komplett verzichtet
- Die Bodenfruchtbarkeit muss dauerhaft erhalten werden
- Bei tierischen Fasern müssen die Betriebe eine artgerechte Haltung nachweisen und auf gentechnisch veränderte Tiere verzichten
- Alle erlaubten Farb- und Hilfsstoffe müssen strenge ökologische und toxikologische Kriterien einhalten. Hersteller, die mit Nassveredelungsverfahren arbeiten, müssen eine Klärung ihrer Abwässer nachweisen
- Eine funktionelle Abwasserkläranlage ist für alle Betriebe vorgeschrieben, die mit Nassveredelungsverfahren arbeiten
- Alle Verarbeitungsbetriebe müssen soziale Mindestkriterien erfüllen
Fair Wear: Das Textilsiegel für gute Arbeitsbedingungen
Der Fair Wear Foundation (FWF) sind bereits 80 Unternehmen mit zusammen 120 Marken beigetreten. Darunter sind überwiegend Hersteller, aber auch Handelsunternehmen. In Übereinstimmung mit nationalen Gesetzen verpflichten sich die zertifizierten Betriebe, die Standards der Internationalen Labor Organisation einzuhalten. Die FWF überwacht aktuell Betriebsstätten in 55 Ländern Asiens, Europas und Afrikas. Der Schwerpunkt der Überwachung liegt bei Fabriken in Bangladesch, China, Indien und der Türkei.
Bei der FWF können Produzenten und Händler Mitglied werden, die einen Acht-Punkte-Kodex einhalten. Der Kodex basiert auf den Grundsätzen der International Labor Organisation (ILO) und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UN:
- Freiwilligkeit der Beschäftigten, keine Zwangsarbeit
- Keine Diskriminierung, gleiche Bezahlung
- Keine Kinderarbeit vor Ende der im jeweiligen Land geltenden Schulpflicht
- Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Tarifverträge
- Mindestlöhne, die die Grundbedürfnisse der Arbeitnehmer decken
- Geregelte Arbeitszeiten mit Höchstgrenzen für Tages-, Wochen- und Monatsarbeitszeiten
- Sicherheit und Gesundheitsschutz der Arbeitsumgebung
- Im Arbeitsvertrag darf nicht von den nationalen Arbeits- und Sozialvorschriften abgewichen werden
Diese Siegel erfüllen besonders hohe Anforderungen in Bezug auf Schadstoffprüfung:
Global Organic Textiles Standard GOTS
Diese Siegel erfüllen besonders hohe Anforderungen in Bezug auf Glaubwürdigkeit und Umwelt:
Global Organic Textiles Standard GOTS
Diese Siegel erfüllen besonders hohe Anforderungen in Bezug auf Glaubwürdigkeit und Soziales:
Global Organic Textiles Standard GOTS
Weitere wichtige Zertifikate, Prüfsiegel und Label für Textilien:
Business Social Compliance Initiative BSCI
Bündnis für nachhaltige Textilien
Cradle to Cradle Initiative EPEA
ISO 9000ff. Qualitätsmanagement
Die Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.